DIE HOF-APOTHEKE IN BAD HOMBURG

Auf dieser Seite finden Sie viele Informationen über die über 300-jährige Geschichte und aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hof-Apotheke.

Historie seit 1716

Viel gibt es zu erzählen über die Hof-Apotheke, die bereits im Jahre 1716 in Homburg gegründet wurde. Um Ihnen die Geschichte etwas näherzubringen, haben wir unsere Historie für Sie aufbereitet.

Lesen Sie alles über die Gründung, das Privileg, 117 Jahre Familie Müller, Hölderlin und den Hof-Apotheker, Verlegung in die Louisenstrasse, die Thurquet´sche Badeanstalt, die Ära Rüdiger, Hofapotheker, Politiker, Kaiserfreund, den Brunnen-Versand, neue Medikamente, die Nachfolger, Abriss und Aufbau sowie die Krankenhausversorgung.

Historie seit 1716

DIE GRÜNDUNG IM JAHRE 1716

Die Hof-Apotheke verdankt ihre Gründung Landgraf Friedrich III. Jacob von Hessen-Homburg, dem Sohn Friedrichs II. „mit dem silbernen Bein“.

Die Entscheidung, in dem knapp 1.200 Einwohner zählenden Städtchen neben der bereits bestehenden Officin „Zum Engel“ eine weitere Apotheke zu genehmigen, hatten das vorige Landgrafenpaar und die Stadtväter bereits getroffen, doch verzögerte sich das Vorhaben. Erst 1716 bewarb sich der aus dem Württembergischen kommende Apotheker Zacharias Müller um ein Privileg in Homburg.

DIE GRÜNDUNG IM JAHRE 1716

DAS PRIVILEG

Das vom Landgrafen unterzeichnete Privileg (ein Erlaubnis- und Vergünstigungsbrief) vom 16. September 1716 legte in sechs Punkten Pflichten und Rechte des „Hof-, Stadt- und Land-Apothekers“ und seiner Nachkommen in der damals üblichen Weise fest. Der Name wies auf den weiten Wirkungsradius hin:

Außer dem landgräflichen Hof gehörten die Residenzstadt Homburg und das Land Hessen-Homburg mit seinen sechs Amtsdörfern dazu. Die zusätzliche Bezeichnung „Zum Schwanen“ hielt sich bis in die neuere Zeit.

Müller war verpflichtet, „aus guten und frischen Substanzen tüchtige Artzneyen“ herzustellen und vorrätig zu halten. Die vom Leib- und Hofarzt verschriebenen Medikamente „vor uns, und unsere Gemahlin und Prinzen und Prinzessinnen“ musste er selbst ins Schloss bringen – so wollte es der Fürst. Die Preise richteten sich nach der Frankfurter Gebührenordnung. Weiter hieß es, dass „kein Barbier oder Bader, auch sonst keine Privatpersonen und Weibsbilder, sie mögen seyn wer sie wollen“, Medikamente, Kräuter oder Wurzeln in der Stadt verkaufen durften. Auf diese Weise wollte der Landesherr die Quacksalberei einschränken und die Gesundheit seiner Untertanen heben, ein in der Zeit der grassierenden Seuchen wie Pest oder Typhus schwieriges Unterfangen. Dem Apotheker verhalf dieses Verbot zu einem geregelten Einkommen.

117 JAHRE FAMILIE MÜLLER

Der erste Hof-Apotheker Zacharias Müller hatte 25 Jahre lang kaum sein Auskommen und wandte sich immer wieder an den Fürsten mit der Bitte, die ihm zugesagten Vereinbarungen einzuhalten. Später besserte sich seine Lage; sein Sohn Johann Friedrich Wilhelm konnte 1746 den Doktortitel der Medizin erwerben und brachte es zum Hofrat und Leibarzt, behielt aber die Apotheke.

In den nächsten Generationen erreichte Georg Friedrich Wilhelm Müller die Position eines Amtsarztes. In dieser Eigenschaft war er 1808 für die Pockenimpfung aller Ortschaften der Landgrafschaft Hessen-Homburg sowie für Petterweil, Rödelheim und Praunheim zuständig. Den Impfstoff lieferte sicher die eigene Apotheke. Durch ein besonderes Ereignis ging der Name dieses Mannes in die deutsche Geistesgeschichte ein: Er behandelte den Dichter Friedrich Hölderlin.

HÖLDERLIN UND DER HOF-APOTHEKER

Bei seinem ersten Aufenthalt von 1798 – 1800 berichtete Hölderlin in uns überlieferten Briefen von seinem Leben in Homburg. Unter seinen wenigen Bekannten war Dr. Müller, den er wie folgt beschreibt:

Am hiesigen Arzt habe ich eine gar gute Bekanntschaft gewonnen, es ist ein immer heiterer, treuherziger Mann, der einem wenigstens auf Augenblicke schon durch sein gesundes und menschenfreundliches Gesicht helfen kann. Er ist der Mann für alle Hypochonder„. („Schwermütigkeit“ war die deutsche Bezeichnung dieser Krankheit.)

Als Hölderlin 1804 nach Homburg zurückkehrte, suchte Dr. Müller den jetzt in seiner Nachbarschaft Wohnenden auf. Er hatte gehört, der junge Mann sei wahnsinnig, und diese Meinung bestätigte er nach der Untersuchung. Sofern er Medikamente verordnete, kamen sie natürlich aus seiner Apotheke.


Nach der Verhaftung des Hölderlinfreundes Sinclair wegen revolutionärer Umtriebe und angeblichen Hochverrats verlangte die Stuttgarter Untersuchungs-Kommission ein ärztliches Gutachten über den Geisteszustand des ebenfalls unter Verdacht stehenden Hölderlin. Am 9. April 1805 berichtete der Hof-Apotheker, Hölderlin sei zerrüttet, sein Wahnsinn in Raserei übergegangen. Dieser Bericht bewirkte, dass der Dichter nicht ausgeliefert wurde.

VERLEGUNG IN DIE LOUISENSTRASSE

Gleich seinem Vater war auch Carl August Wilhelm Müller Apotheker, Landgräflicher Hofrat und Leibarzt, als er 1824 die Officin übernahm. Mit ihm beginnt die bis in unsere Tage dauernde Verbindung der Hof-Apotheker mit Homburgs Badewesen.

In Homburg gingen seit der Verheiratung des Erbprinzen mit der reichen englischen Königstochter Elisabeth ab 1820 große Veränderungen vor sich. In der Stadt begann eine bis dahin nicht gekannte Bautätigkeit, der Handel florierte, die Hofhaltung gewann an Glanz. Dr. Müller beschloss, seine Apotheke aus dem 100 Jahre alten Gebäude in der Dorotheenstrasse in die Hauptstraße zu verlegen.

VERLEGUNG IN DIE LOUISENSTRASSE

DIE THUQUET’SCHE BADEANSTALT

Auch der neue Besitzer, der aus Mainz stammende Jacob Leonhard Thuquet, war an den Bemühungen des Landgrafen beteiligt, Homburg zu einem bekannten Bad zu machen und den Gästen etwas zu bieten. Wegen der geringen öffentlichen Mittel war Privatinitiative gefragt. Thuquet vergrößerte bald nach 1833 die von seinem Vorgänger erbaute Bade-Einrichtung und verabreichte hier Bäder mit Zusätzen von Kohlensäure, Schwefel oder Kräutern und russische Dampfbäder. Im ersten Jahr waren es bereits 1.500 Anwendungen, eine erstaunliche Zahl bei nur insgesamt 155 Kurgästen. Nach der Eröffnung eines großen öffentlichen Badehauses rentierte sich seine Anstalt nicht mehr und wurde später abgerissen.

DIE THUQUET’SCHE BADEANSTALTDIE THUQUET’SCHE BADEANSTALT

DIE ÄRA RÜDIGER

Von 1850 bis 1958 gehörte die Hof-Apotheke der Familie Rüdiger. Die meisten männlichen Mitglieder erwählten den Apotheker-Beruf und führten ihn auch im eigenen Betrieb aus; in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg waren hier vier Rüdigers zur gleichen Zeit tätig.

Am 1. August 1850 hatte Adolph Friedrich Rüdiger aus Herzberg im Harz die Apotheke gekauft. Seine sorgfältige Ausbildung, sein Spezialgebiet, die Pharmakognosie (Lehre von den pflanzlichen Arzneimitteln) und sein Bildungsstand verhalfen ihm zu einer angesehenen Stellung in der sich zu einem exklusiven Kurbad entwickelnden Stadt. Er erlebte drei Landesherren, war nacheinander Landgräflich Hessischer, Großherzoglich Hessischer und Königlich-Preußischer Hof-Apotheker.

DIE ÄRA RÜDIGER
DIE ÄRA RÜDIGER

HOF-APOTHEKER, POLITIKER, KAISERFREUND

Dr. Adolf Rüdiger (1853-1923) war ein Mensch von großem Tatendrang und Optimismus, vielseitig engagiert und geschäftstüchtig. Neben der Hof-Apotheke leitete er von 1889 bis 1921 den Brunnenversand der Homburger Heilquellen, gründete die Firma „Dr. Adolf Rüdiger, Herstellung und Vertrieb chemisch-pharmazeutischer Präparate“ und betätigte sich als Kommunalpolitiker. Er gehörte zu den wenigen bürgerlichen Freunden des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.

POLITIKER

DER BRUNNEN-VERSAND

Der Vertrieb der Heilquellen hatte seit 1873 in den Händen der Stadt gelegen. Am 1. Januar 1889 übernahm Dr. Rüdiger den Versand der fünf Mineralquellen, die Ausnutzung der Quellenprodukte in Form von Salz und des Tonschlamms. Im alten Brunnenversandhaus Proworoffstraße 2 (heute am Elisabethenbrunnen) arbeitete auch sein Unternehmen. 72 Hauptniederlassungen in Deutschland und Österreich waren in das Verteilernetz eingespannt. Allein im Jahr 1914 gingen 125.000 Flaschen zu je 1 Liter Inhalt an die Besteller.

DER BRUNNEN-VERSAND

Aus einem Brief des kaiserlichen Hofmarschalls vom 2. Mai 1889

NEUE MEDIKAMENTE

Wer heute gegen Fieber und Schmerzen „Treupelsche Tabletten“ kauft oder für Bäder, Spülungen und Pinselungen den Kamille-Gesamtauszug „Kamillosan“ verwendet, ahnt wohl kaum, dass beide Medikamente eng mit der Hof-Apotheke verbunden sind.

Bei der Erprobung seiner Tabletten arbeitete der Arzt Prof. Gustav Treupel vom Heilig-Geist-Hospital in Frankfurt am Main mit Dr. Rüdiger zusammen. Als das Präparat 1910 auf den Markt kam, übernahm er den Vertrieb.

NEUE MEDIKAMENTE

DIE NACHFOLGER

Für seine Söhne war die Berufswahl kein Problem: Sie übernahmen die Apotheke gemeinsam; Hermann bis zu seinem Tod 1954, Dr. Adolf Rüdiger bis Anfang 1958. Mit ihm schied der Name Rüdiger aus der Geschichte der Hof-Apotheke nach über 100 Jahren aus. Der 1967 Verstorbene ist, wie seine Vorfahren, auf dem ev. Friedhof am Untertor beigesetzt.

Die Hof-Apotheke war in einem sanierungs- und renovierungsbedürftigen Zustand, als der Apotheker Wolfgang Dietrich sie ab 1. April 1958 zunächst auf fünf Jahre pachtete.

DIE NACHFOLGERDIE NACHFOLGER

ABRISS UND AUFBAU

Noch im selben Jahr wurde im Einvernehmen mit den neuen Grundstückseigentümern wurde der gesamte Gebäudekomplex Louisenstrasse / Ecke Waisenhausplatz abgerissen und durch einen historisch getreuen Neubau ersetzt. Dies zwang zur vorübergehenden Verlegung der Apotheke. Ab 5. Dezember 1983 waren die Räume der ehemaligen Ludwigs-Apotheke in der Ludwigsstrasse 10 das Ausweichquartier.

‍ABRISS UND AUFBAU

Apothekerin Doris Schartmann

Von 1. Januar 2007 bis 1. Mai 2021 führte Frau Apothekerin Doris Schartmann die Hof-Apotheke.

Apothekerin Doris Schartmann